Historie
Prof. Dr. Bruno von Freyberg, der Gründer der Geologischen Blätter, definierte im Februar 1951 die Ziele die mit der Herausgabe des Journals verfolgt werden sollen:
In dieser Zeitschrift wollen wir Zwiesprache halten mit der lebendigen, in unerschöpflichem Wandel sich gestaltenden Erde. Der Gang ihrer Geschichte ist zu lesen aus der Folge und Architektur ihres Gesteinsaufbaus und aus den Formen ihrer Oberfläche. Tausendfältig sind die Beziehungen, die von diesen erdgeschichtlich gewordenen Grundbedingungen aus in die organische Welt hineinstrahlen, in die Lebensbedingungen der Tier- und Pflanzenwelt und in die Voraussetzungen menschlichen Lebens, menschlicher Kultur, menschlicher Geschichte.
Erdgeschichte erforschen heißt also letzten Endes Grundlagen der menschlichen Kultur erforschen. Aber wir bedürfen der Betonung dieser Zusammenhänge gar nicht, um unser Vorhaben zu rechtfertigen. Die Erdgeschichte, mit der die Geschichte des Lebens auf der Erde untrennbar verknüpft ist, ganz für sich allein betrieben, eröffnet Ausblicke in Vorgänge und Zeiträume von gewaltigen Ausmaßen. Der Mensch wird bescheiden in dem Bewußtsein, daß er mitsamt seiner Geschichte nur der allerletzten kurzen Episode dieses Geschehens angehört, vergänglich wie alle die anderen Wesen, die vor ihm gelebt haben und in ihren Resten in den Gesteinsschichten überliefert wurden. Er gewinnt Abstand von dem Treiben, das mit lautem Schall die Welt erfüllt und so wichtig genommen werden will. Das ist keine Abkehr vom Irdischen und seinen Aufgaben, sondern Besinnung auf das Wesentliche. Hier entspringt die Ehrfurcht, die den wahren Freund und Erforscher der Natur beseelt.
Das Gebiet, dem sich unsere Zeitschrift widmen will, hat zur erdgeschichtlichen Forschung wichtige Beiträge geliefert. Wir umgrenzen es mit der Donau im Süden, der Linie Ries-Frankenhöhe-Steigerwald-Haßberge (der Stufe des Keupers) im Westen, der Grenze Bayerns im Norden und Osten. Viele Beziehungen greifen in die Nachbargebiete über: Vom bayerischen Frankenwald in das sächsisch-thüringische Schiefergebirge; von den Haßbergen in das Grabfeld; das Ries bildet eine Einheit ohne Rücksicht auf Landesgrenzen. Wo solche Beziehungen für die Erforschung unseres Raumes fruchtbar werden, sollen sie auch aus den Nachbar-Landschaften zu Worte kommen. In diesem umgrenzten Raum stoßen zwei große, grundsätzlich verschiedene und in sich weiter gegliederte Einheiten geologischen Baus aneinander: Das „Alte Gebirge“ vom Bayerischen Wald bis zum Frankenwald im Osten, welches Teile des mitteleuropäischen Unterbaus darstellt, und das zerbrochene und verbogene Tafelland im Westen, Teile des mitteleuropäischen Oberbaus.
Aber so sehr auch diese Einheiten voneinander verschieden sind, so eng sind doch auch ihre Beziehungen zueinander. Das Alte Gebirge setzt sich unter dem Oberbau fort (die Tiefbohrungen von Nürnberg haben es erreicht), und seine Strukturen beeinflussen die tektonischen Strukturen des Oberbaus viel mehr, als uns heute bekannt ist. Der im Osten und Süden im Laufe der Erdgeschichte auftauchende Unterbau bildete den wechselnd umgrenzten Rand der Ablagerungsbecken des Oberbaus, seiner festländischen Sammel-Senken und seiner Schelfmeere, und die in diesen Senken abgelagerten mächtigen Gesteinsserien sind die umgelagerten Verwitterungsprodukte, die im Außenbereich, im Unterbau, in wechselnden Klimabedingungen entstanden sind; sie zeigen noch Kennzeichen der dortigen Gesteine und Verwitterungsrinden. Der eine Teil kann nicht ohne den anderen verstanden werden.
Mannigfaltig wie diese Beziehungen sind auch die Probleme, in denen unser Gebiet die geologische Wissenschaft befruchtet hat. Das varistische Gebirge hat bei uns seinen Namen erhalten. Seine Granite mit ihren Abspaltungsprodukten, ihre Beeinflussung des Nebengesteins werden seit alten Zeiten immer wieder studiert. Die Münchberger Masse und das Nördlinger Ries sind einzigartige Gebilde, die immer neue Probleme aufwerfen. Der Bayreuther Muschelkalk lieferte Schädel und andere Reste hochinteressanter Saurier, der Plattenkalk von Solnhofen ist in der ganzen Welt berühmt durch seine Lebewelt des Jura, voran durch die nur hier gefundenen Vögel.
Morphologische Fragen sind im Alten Gebirge und im Schichtstufenland grundlegend studiert worden; die vorbildliche Behandlung der Flußgeschichte der Donau, Altmühl, Regnitz und anderer Flüsse hatte Resultate von allgemeiner Bedeutung. Mancherlei Bodenschätze erregten die Aufmerksamkeit in wissenschaftlicher und praktischer Hinsicht. Der Vulkanismus der Oberpfalz legt, im Zusammenhang mit der Tektonik des Oberbaus, Zeugnis ab von den Gesetzen der Tiefe. Die diluvialen Faunen fränkischer Höhlen waren schon in der Frühzeit paläontologischer Forschung international bekannt; unsere Höhlengebiete sind heute noch ein Zentrum der Karstforschung. Alle diese und zahllose andere Probleme beschäftigen die Wissenschaft ununterbrochen.
Unser Gebiet verdient also eine eigene Zeitschrift, welche sich an dieser Arbeit beteiligt und ihre Ergebnisse sammelt. Im Kern dieser Zeitschrift soll die wissenschaftliche Forschung stehen. Ein heimatkundlicher Teil wird breiter ausholen und auch allgemeineren Fragen und Beziehungen gewidmet sein. Kleine Mitteilungen sollen uns über Vorgänge in der geologischen Forschung, Lehre und Organisation, über Museen und Privatsammlungen, Bodenschätze und ihre Verwertung, Personalveränderungen der Heimatforscher und sonstige interessierende Fragen unterrichten, und hier besonders bittet der Herausgeber um die rege Mitarbeit aller im Lande verstreuten Freunde der Zeitschrift.
Der bibliographische Teil schließlich soll eine möglichst erschöpfende Zusammenstellung aller einschlägigen Neuerscheinungen bringen. Ob es durchführbar ist, in dieser schweren Zeit eine solche Zeitschrift am Leben zu erhalten, muß sich erst zeigen. Der Schritt wurde gewagt unter Verzicht auf jeden materiellen Vorteil und im Vertrauen darauf, daß die Liebe zur Heimat wächst, je schwerer die Lebensbedingungen werden.
Freudige Mitarbeit finde ich bei meinem Kollegen Professor Dr. Friedrich Birzer.
Und so möge das erste Heft hinausgehen mit einem zuversichtlichen Glückauf!
Prof. Dr. Reinhold Roßner übernimmt von 1980 bis 2010 die Redaktion:
Liebe Kolleginnen und Kollegen, sehr geehrte Freunde der „Geologischen Blätter für Nordost-Bayern“,
es ist wohl bekannt, dass ich in ca. einem Jahr in den Ruhestand gehen werde. Es liegt daher nahe, dass ich meine dienstlichen Angelegenheiten rechtzeitig regeln möchte. Zu diesen Obliegenheiten gehört auch die Redaktion und Geschäftsführung der „Geologischen Blätter für Nordost-Bayern“. Diese Aufgaben habe ich seit 1980, also fast 30 Jahre, begleitet und zwar sehr gerne. Mit Eintritt meines Ruhestandes sind allerdings manche verwaltungstechnische Maßnahmen nicht mehr ohne weiteres möglich, so dass ich die Aufgaben gerne noch aktiven Kollegen übergeben möchte.
Die „Geologischen Blätter“ wurden durch den ehemaligen Ordinarius für Geologie, Herrn Professor Dr. Bruno von Freyberg 1951 begründet. Er war in seiner Zeit in Erlangen um eine intensive Erforschung der Geologie Nordbayerns bemüht. Die“ Geologischen Blätter“ sollten als Mitteilungsblatt dienen, in denen regional bezogene Beobachtungen zu Aufschlüssen, Bohrungen, Fossilfunden etc. z.T. auch von geologisch interessierten Laien eingebracht und gesammelt werden konnten. In diesem Sinne ist der Charakter der Zeitschrift erhalten geblieben und hat einen hohen Stellenwert u.a. bei Ingenieurbüros und Sammlern als Fundgrube für fast vergessene Beobachtungen erreicht.
Die Zeitschrift wird inzwischen ausschließlich über Abonnenten-Beiträge finanziert; sie kann und sollte auf diese Weise weitergeführt werden. Eine Änderung der inhaltlichen Ausrichtung der „Geologischen Blätter“ erscheint nicht empfehlenswert, sicher aber eine Änderung der grafischen Gestaltung. Wie aus den letzten Bänden ersichtlich, werden so z.B. in zunehmenden Maße auch Farbillustrationen Eingang finden.
Redaktion und Geschäftsführung werden an Prof. Dr. Roman Koch und Dr. Alfons Baier übertragen. Beide beschäftigen sich langjährig mit Fragestellungen aus dem nordbayerischen Raum. Technische Fragen der Druckvorbereitung und des Layouts sind bei Christian Schulbert in sehr guten Händen. Kontenführung und Adressenverwaltung lagen bisher in Händen des Sekretariats der Angewandten Geologie und sollten es auch bleiben. Frau Wuttke sei für die langjährige Hilfe besonders gedankt.
Mit Band 59 möchte ich die Betreuung der Zeitschrift in die neuen Hände übergehen lassen, wobei ich natürlich weiterhin unterstützend zur Verfügung stehen werde. Ich hoffe, dass damit eine Weiterführung der “Blätter” ohne einschneidende Zäsur möglich wird.
Somit verbleibe ich
mit herzlichem Glückauf!
Ihr
Reinhold Roßner, Erlangen, im März 2009
Prof. Dr. Roman Koch, Christian Schulbert und Dr. Alfons Baier übernehmen 2010 die Redaktion:
Mit dem Erscheinen des Bandes 59 der Geologischen Blätter für NO-Bayern hat Herr Prof. Roßner die Redaktion der Zeitschrift, die er seit 1982 alleine inne hat, an uns übergeben.
Es war stets das erklärte Ziel von Herrn Roßner, den großen Stellenwert dieser Zeitschrift durch Beiträge aus allen geowissenschaftlichen Bereichen der Region zu erhalten und weiter zu stärken. In diesem Sinne wollen wir die Zeitschrift weiter führen. Dabei steht uns Reinhold Roßner weiterhin beratend zur Seite und wir können so auf seinen reichen Erfahrungsschatz hinsichtlich Themen und Autoren sowie deren Sonderwünsche und Eigenheiten zurückgreifen.
Wir haben allerdings einhellig einige Änderungen beschlossen, die eine weitere Qualitätssteigerung der NO-Blätter zum Ziel haben. Zunächst wird ein Redaktionsbeirat eingerichtet, der jeden neuen Band und eventuelle Schwerpunkte gemeinsam plant. Darüber hinaus wurde ein Gutachter-System geschaffen, innerhalb dessen jede eingereichte Arbeit von mindestens zwei Gutachtern durchgesehen und fachlich bewertet wird.
Die Zeitschrift wird weiterhin in Deutsch publiziert. Dabei gehören ab Band 60 auch zusätzlich eine englische Zusammenfassung sowie englische Bildunterschriften dazu. Neben einem vollständigen Ausdruck (incl. aller Abbildungen, Tabellen und Tafeln und den gewünschten Positionen im Text) benötigen wir Text und Abbildungen separat auf einer CD. Ansonsten gelten die bereits bekannten Richtlinien.
In dem vorliegenden, zu Ehren von Reinhold Roßner besonders umfangreichen Band sind bereits neue Themen aufgenommen, welche die neuen Schwerpunkte am GeoZentrum der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg widerspiegeln.
Neben den „Klassikern“ wie der Beschreibung von neuen Bohrungen, von kleineren regionalen Aufschlüssen, von paläontologischen Neufunden, von historisch wertvollen Gesteinen, von speziellen mineralogischen Neufunden und hydrogeologischen Aspekten sind diesmal auch Beiträge über Naturwerksteine der Region vertreten. Dabei stehen die Sandsteine des Keupers, welche den Bauten in Nürnberg und den umliegenden Städten ihr charakteristisches Bild verleihen, im Vordergrund. Ferner beschäftigt sich ein Beitrag mit der Entwicklung der Balneogeologie in Deutschland und im Speziellen mit der Situation an der FAU. Moderne Analytik wird u.a. in einem Beitrag zur geothermometrischen Analyse dargelegt.
In der Fülle und thematischen Breite dieser Beiträge zeigt sich der neue, leicht veränderte Weg, auf dem sich die Geologischen Blätter für NO-Bayern weiter entwickeln sollen. Wir hoffen, dass uns dieses Unterfangen gelingt und dass wir weiterhin auf die große Unterstützung von Reinhold Roßner zählen dürfen, damit sich unser gemeinsamer Wunsch erfüllt, ein regional noch stärker anerkanntes Fach-Journal zu haben, das weiterhin einen hohen Stellenwert an Universitäten, an den Geologischen Landesämtern und in geowissenschaftlichen Büros einnimmt.
Alfons Baier, Roman Koch und Christian Schulbert
Erlangen, im April 2010
Die Geologischen Blätter werden im Jahr 2021 ein Open Access Journal:
Viele Zeitschriften aus dem Bereich der Geowissenschaften im deutschsprachigen Raum mussten in den letzten Jahren eingestellt werden. Die Gründe dafür sind mannigfaltig. Wegfallende oder nicht wiederbesetzte Stellen, Änderung der Forschungsschwerpunkte, sowie stetig erhöhter Kostendruck bei gleichzeitig abnehmender Abonenntenschaft und Konkurrenz durch „die großen“, international aufgestellten Zeitschriften der kommerziellen globalen Verlage. Einhergehend mit dieser Entwicklung lässt allgemein die Nachfrage an gedruckten Publikationen mehr und mehr nach.
Unter dem Eindruck all dieser Entwicklungen müssen sich auch die Geologischen Blätter neu ausrichten. Wir wollen nicht dem Trend folgen, den Namen der Zeitschrift zu internationalisieren, jedoch werden die „Blätter“ ab jetzt ihren Appendix verlieren und verkürzt als „Geologische Blätter“ firmieren. Es werden vielmehr die bisherigen regionalen Themenschwerpunkte auf weitere Gebiete ausgedehnt und um neue Forschungsschwerpunkte erweitert.
Die Geologischen Blätter werden ab sofort ein Open Access Journal. Das heißt, dass die Aufsätze, sobald sie den redaktionellen Prozess durchlaufen haben, akzeptiert und gelayoutet sind, sofort online und offen zugänglich unter einer DOI verfügbar sein werden. Dabei behalten die Autoren das Urheberrecht an Ihren Aufsätzen, die Herausgeber bekommen das Recht, die Aufsätze im FID GEO online zu veröffentlichen. FID GEO ist ein Online Repository für geowissenschaftliche Publikationen im Rahmen von Open Access.
Ist ein gewisser Umfang an Aufsätzen erreicht, wird ein Band in gedruckter Form erscheinen, der dann käuflich zu erwerben ist.
Die Herausgeber hoffen auf diesem Wege auf eine breitere Leserschaft, mehr Publikationen, sowie mehr Reichweite für die Aufsätze.
Erlangen, im November 2021,
Prof. Dr. Roman Koch, Christian Schulbert und Dr. Alfons Baier