Zementmineralogie
Zementmineralogie
Zemente sind unsere wichtigsten Baustoffe. Weltweit werden mehr als 2 Ma t / a gewöhnlicher Portlandzement (OPC) hergestellt. Der größte Teil wird in Betonen und bauchemischen Formulierungen verbraucht – beides sind komplexe Systeme aus anorganischen Zementkomponenten, Zuschlagstoffen und organischen Additiven. Mit Einsatz von organischen Additiven kann die Menge der verwendeten Zemente minimiert werden und somit Reduktion von Energie und CO2-Emission.
Die physikalischen Eigenschaften des ausgehärteten Zements werden stark von der Zusammensetzung der Zementminerale beeinflusst. Deren Wechselwirkung mit organischen Molekülen steht im Mittelpunkt unserer Untersuchungen. Das frühe Hydratationsverhalten mit in-situ-XRD-Analyse untersucht. Die Entwicklung des Phasengehalts der nano-skaligen Hydratationsprodukte wird zeitabhängig aufgezeichnet und quantitativ ausgewertet. Die Verknüpfung dieser Ergebnisse mit Daten der Wärmeflusskalorimetrie und Porenlösungsgehalten bildet die Grundlage für die Entwicklung neuer Modelle zur Wechselwirkung der organischen Additive mit den Zementphasen.
Prof. Dr. F. Goetz-Neunhoeffer, Prof. Dr. J. Neubauer, Dr. rer. nat. D. Jansen
Atomsonden-Tomographie der frühen Alithydratation
Portlandzementklinker (PZ) besteht aus mehreren hydraulischen Zementphasen. Die Hauptphase von PZ, Tricalciumsilikat (C3S), wird häufig als Modellsubstanz für die Portlandzementhydratation verwendet.
Der Schwerpunkt der Arbeiten liegt auf der Untersuchung der frühen C3S-Hydratation. Beim Mischen von C3S mit Wasser findet eine kurze exotherme Reaktion statt. Daran schließt sich eine sogenannte „Induktionsperiode“ an, in der nahezu keine Wärme freigesetzt wird. Die Haupthydratationsperiode von C3S findet nach der Induktionsperiode statt (Abb. 1). Die Mechanismen, die zur Entwicklung dieser Einführungsphase führen, sind immer noch Gegenstand von Diskussionen. Eine Hypothese beschreibt eine verringerte Auflösungsrate von C3S während der Induktionsperiode. Eine andere Hypothese beschreibt eine passivierende metastabile Hydratschicht, die sich um die C3S-Körner bildet.
Das Hauptziel der Untersuchungen ist es zu klären, ob sich auf der C3S-Oberfläche eine solche passivierende Hydratschicht bildet. Zu diesem Zweck wurde die Atomsonden-Tomographie verwendet, um hydratisierte Proben von monokristallinem C3S zu analysieren. Weiterhin wird die Entwicklung des Phasengehalts während der Hydratation analysiert: a) Auflösung von C3S und b) die Bildung der Hydratationsprodukte Portlandit und C-S-H ein. Zusätzlich wurde die Porenlösung analysiert. Die verwendeten Methoden umfassen In-situ-QXRD, CP-MAS-NMR, ICP-OES, SEM, thermische Analyse und isotherme Wärmeflusskalorimetrie.
Die so erhaltenen Daten können zur Herleitung eines mathematischen Modells für die Hydratation von C3S eingesetzt werden.
Interaction of ordinary portland cement with polyvinyl alcohol
The research is focussed on the influence of different polyvinyl alcohols (PVA) and polymers on the hydration of ordinary portland cement (OPC). In praticular the change in dissolution rates of the hydrating cement phases alite, tricalcium aluminate and calcium sulfate are determined as well as the differences in the kinetics of the ettringite formation. Both parameters are of great importance for the understanding of the interaction between organic additves and the different inorganic cement phases. The influence of PVA and other polymers on the crystal morphology and the crystal structure of ettringite and monosulfate has to be observed experimental.
The calorimetric investiagtions of the OPC-PVA mixtures show that the length of the induction period and the time of the maximum heat flow (first and second maximum) are
influenced mainly by the PVA concentration and with less importance by the kind of the PVA. With the help of the in-situ XRD basic data on the time resolved hydration of OPC with respect to the differnet PVAs are collected. The refinement of the lattice parameters a and c of the ettringites which are formed up to 22 h of hydration yield a significant correlation with the dosage of the PVA.
Mikrodiffraktion von selbst-nivellierenden Bindemitteln
Selbstnivellierende Bindemittel werden meist dann verwendet, wenn glatte Bodenoberflächen erzeugt werden sollen. An das Material werden sehr hohe Anforderungen während der Applikation aber auch nach dem Erhärten gestellt. Physikalische Eigenschaften, wie z.B. Oberflächenbeständigkeit und Bodenhaftung, hängen stark von der Mikrostruktur im ausgehärteten Mörtel ab. Der Wassergehalt im flüssigen SLC weist starke Gradienten auf, die zu Inhomogenitäten im Mörtelbett führen können. Wir konzentrieren uns auf die Untersuchung der tiefenabhängigen Phasenverteilung, insbesondere der sich bildenden Hydrate. Mit Standard-Bragg-Brentano-Technik ist es nicht möglich, die gewünschte räumliche Auflösung zu erhalten. Ein Flächendetektor-Beugungssystem (GADDS) bietet die Möglichkeit, die Phasenzusammensetzung einer Ausgleichsmasse in-situ mit einer hohen Auflösung zu untersuchen. Über Kollimatoren und Göbelspiegel wird der Röntgenstrahl parallelisiert und fokussiert. Zusammen mit dem Vantec 500 Detektor kann die Phasenzusammensetzung innerhalb der wenigen mm dicken Schicht in Bereichen > 50 µm bestimmt werden. Die sogenannten GADDS-frames können in XRD-Diagramme konvertiert und mit der Rietveld-Methode ausgewertet werden. Unterschiede in der quantitativen Phasenverteilung nahe der Bodenoberfläche und nahe der oberen Oberfläche geben Auskunft über die Eigenschaften der Wasserreduktionsmittel in der Formulierung.
Quantitative Phasenentwicklung während der frühen Portlandzement-Hydratation
Nach der Zugabe von Wasser beginnt die Hydratation von Portlandzement (PZ) ohne Verzögerung. Die gebildeten hydratisierten Phasen bestimmen die Festigkeitsentwicklung des Zements. Zur Optimierung der frühen Hydratationsreaktionen wird die Erhärtung des Zements mit XRD aufgezeichnet und der zeitabhängige Phasengehalt durch Rietveld-Verfeinerungen bestimmt. Die Veränderung des Phasengehaltes erlaubt Aussagen über die Veränderung der Reaktionsmechanismen durch die verwendeten Additive.
Ein speziell angefertigter Probenhalter für die Beugungsexperimente ermöglicht die Untersuchung der hydratisierenden Zementpasten in einem Temperaturbereich zwischen 10°C und 37°C. Die Temperatur kann mit 0,2°C sehr genau kontrolliert werden. Temperaturänderungen führen zu Änderungen Kinetik, was uns die Möglichkeit gibt, unsere Beweise über die Reaktionsmechanismen zu überprüfen.
Temperatur- und zeitabhängige Entwicklung der Portlandzement-Hydratation
Schnell abbindende Mörtel basierend auf PZ/CAZ-Mischungen
Die hohe Nachfrage nach schnell abbindenden Zementen führt zu einer breiten Palette von Spezialprodukten. Der klassische Schnellmörtel enthält neben dem Calciumaluminatzement (CAZ) auch den OPortlandzement (PZ). Die Zugabe von CAZ wirkt als Beschleuniger für den langsamer reagierenden PZ. Die Nachfrage nach schnell abbindenden Produkten nimmt zu, insbesondere bei den weißen Qualitäten, die Fe-armen PZ enthalten. Eine gleichmäßige und ausreichende Verarbeitbarkeit ist ebenso wichtig wie die frühe Festigkeitsentwicklung.
Die Untersuchungen werden mit synthetisierten „Zementen“ durchgeführt, die aus im Labor hergestellten Modellklinkern hergestellt werden. Besonderes Augenmerk wird dabei auf den Sulfatträger gelegt, der die Abbindung steuert. Die Funktionalität der synthetischen Zemente wird durch quantitative in-situ-XRD der hydratisierenden Pasten und durch kalorimetrische Untersuchungen überprüft. Das Ziel ist immer, die Übereinstimmung des synthetischen Zements und des technischen Produkts zu maximieren. Die Untersuchung des Einflusses von Zitronensäure, Superplastizieren sowie der Art und des Anteils von Ca-Sulfaten (Anhydrit II, Anhydrit III und Bassanit) auf die Hydratation von PZ/CAZ-Mischungen stehen im Mittelpunkt aller Versuche.