Hunas
Die „Ausgrabung Hunas“ – Archäologisch-paläontologische Forschungen in der Steinberg-Höhlenruine bei Hunas
Die Steinberg-Höhlenruine liegt in einem Steinbruch der Firma Sebald Zement GmbH im Osthang des Steinberges über dem kleinen Weiler Hunas, Gem. Pommelsbrunn (Lkr. Nürnberger Land, Mittelfranken). Sie befindet sich auf Privatgelände und ist nicht mehr zugänglich.
Seit Beginn der Arbeiten 1956 wurden Reste von über 140 Tierarten geborgen. Dabei sind neben den Säugetieren auch Vögel, Fische, Amphibien, Reptilien und Mollusken vertreten. Zu den wichtigsten Funden
zählen Vertreter der Primaten: 1986 konnte der Backenzahn eines Neandertalers geborgen werden sowie über mehrere Jahre verteilt über 30 Reste von Makaken. Die Anwesenheit des Neandertalers wird auch durch zahlreiche Steingeräte belegt.
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Aktuelles
Brigitte Hilpert, Dieta Ambros: Jäger und Gejagte – Die Geschichte der Fundstelle Hunas. Ein Führer zur Steinberg-Höhlenruine bei Hunas. Preis 8,- €
Eine allgemein verständliche Darstellung, von der (Grabungs-)Geschichte bis zu den neuesten Erkenntnissen zur Fundstelle Hunas einschließlich einer kurzen Einführung in die Museumspräsentation, ist nun erschienen.
Erhältlich bei:
- Museumskasse des Museums „Urzeitbahnhof“ Hartmannshof, Hunaser Str. 7a, 91224 Hartmannshof S-Bahn-Haltestelle (S1) Hartmannshof,
- oder über den Förderverein: „Hunas – Archiv des Eiszeitalters“, Hunaser Str. 3, 91224 Hartmannshof. email: G. Fleischmann: g.fleischmann@sebald-zement.de
Erforschungsgeschichte
- Entdeckung 1956 durch Prof. Dr. Florian Heller
- Grabungskampagnen 1956-1964, 1983-2012
Die Fundstelle wurde bereits 1956 von Prof. Dr. Florian Heller, Institut für Paläontologie, FAU Erlangen-Nürnberg, entdeckt. Es folgte eine erste Grabungsphase von 1956-1964 unter der Leitung von Florian Heller. Gefördert wurden diese 9 Grabungskampagnen vom Institut der Paläontologie und dem Institut für Ur- und Frühgeschichte der FAU Erlangen-Nürnberg sowie dem Steinbruchbesitzer. Die geborgenen archäologischen und paläontologischen Funde wurden ausgewertet und 1983 in einer Monographie veröffentlicht. Nach längerer Pause wurden die Arbeiten 1983 wieder aufgenommen, da der Höhlenraum durch die Abbautätigkeiten im Steinbruch akut gefährdet war. Es wurden von 1983 bis 2012 jährliche Grabungskampagnen von anfangs bis zu 6 Monaten durchgeführt. Sie standen unter der Leitung der Institute für Paläontologie (Prof. Dr. J. Th. Groiß) und für Ur- und Frühgeschichte (Prof. Dr. L. Reisch) der FAU. Konnten in den ersten Jahren noch Gelder zur Finanzierung der Grabungskampagnen von der DFG und dem Landratsamt organisiert werden, wurde das Budget in den 1990er Jahren so knapp, dass 1998 ein Förderverein gegründet werden musste, um hauptsächlich über Spendengelder die Ausgrabung zu finanzieren. Einen kleinen Teil der Kosten übernahm jährlich auch der Steinbruchbesitzer.
Die Grabungsteams setzten sich stets aus Fachleuten der FAU sowie Studenten des In- und Auslandes und engagierten Laien aus der Region zusammen. Die Grabungsleitung hatte 1983 Dr. Wolfgang Weißmüller († 2005), 1984-2006 Brigitte Kaulich M.A. († 2006), 2006-2012 Dr. Brigitte Hilpert.
Stratigraphie
Der einstmalige Höhlenraum ist vollständig mit Sedimenten verfüllt. Durch fortschreitende Verwitte
rung des Felsdaches und der Höhlenwände setzte sich der Eingang schließlich zu. Die Höhle war als solche nicht mehr zu erkennen. Die vollständige Ausdehnung des Höhlenraums und die Lage und Größe der Eingangssituation sind unbekannt, da Teile der Höhle durch den Steinbruchbetrieb zerstört wurden. Ohne den Steinbruch wäre die Höhle allerdings auch nicht entdeckt worden.
Rund 12 m der Sedimentfüllung sind untersucht worden. Die Sequenz zeigt eine Abfolge von unterschiedlich zusammengesetzten Sedimenten. Die Hauptmenge des Sedimentes besteht aus Dolomitsand sowie Dolomitschutt unterschiedlicher Größe. Die Farbe des Sedimentes variiert zwischen braun, grau und gelblichen Farbtönen.
Publikation in Vorbereitung
Hominidae
Der herausragendste Fund in der Höhlenruine ist der Backenzahn eines Neandertalers. In Bayern gibt es nur zwei weitere Fundstellen mit Zahn- und Skelettfunden: Die Klausennischen und die Sesselfelsgrotte.
Eine Besonderheit in der Ausgrabung Hunas stellt der gut erhaltene, isolierte menschliche Backenzahn dar, der 1986 bei Arbeiten am Querprofil gefunden worden war. Der Zahn stammt aus der Basis der Schicht F2, die zu einer langen stratigraphischen Sequenz gehört, welche sowohl faunistische als auch archäologische Funde (Moustérien) enthält. Der Zahn wurde als ein rechter, möglicherweise dritter unterer Backenzahn bestimmt. Charakteristische Parameter wie Kronen- und Zahnwurzelmorphologie, Schmelzmuster, Schmelzdicke, Zahngröße und -indices sowie Röntgendaten legen nahe, dass es sich bei dem Zahn aus Hunas um den Zahn eines Neandertalers handelt. Dieses Ergebniss wird außerdem durch die Daten der paläontologischen und archäologischen Funde der Schicht F2 unterstützt.
Alt, K. W., Kaulich, B. (†), Reisch, L., Vogel, H., Rosendahl, W. (2006): The Neanderthalian molar from Hunas, Germany. – HOMO – Journal of Comparative Human Biology, 57 (2006), 187-200.
Ursidae
Bearbeiter: Dr. Brigitte Hilpert
Die Ergebnisse der biologischen und taphonomischen Untersuchungen an den Skelett-elementen der Bären aus Hunas zeigen, dass die Höhle überwiegend als Quartier für die Winterruhe sowie als Wurfhöhle genutzt wurde. Die meisten Jungtiere starben während ihrer ersten Überwinterung. Die wenigen pathologischen Befunde deuten daraufhin, dass einige Bären möglicherweise Raubtieren zum Opfer fielen. Die Höhle wurde zu Zeiten von Schicht D-F stärker von Bären genutzt als im Zeitraum der Schichten G1-M (bzw. O), zumindest sind die Fundmengen in D-F um einiges größer als in G1-M.
Die metrischen Analysen ergaben, dass es sich um einen normalen, durchschnittlich großen
Höhlenbären handelt. Nur einige Skelettelemente, wie ein Teil der Zähne, Radius und Tibia sowie ein Teil der Metapodien, deuten auf zierlich gebaute Bären hin. Die Struktur der Kaufläche der Zähne ist einfacher als bei den meisten Bären aus vergleichbar alten österreichischen Fundstellen gebaut, gleicht aber den Bären aus oberpleistozänen Fundstellen der Frankenalb. Die morphologischen Merkmale des übrigen Skeletts stimmen weitgehend mit denen des Ursus spelaeus überein.
Die Bären aus Hunas gehören zu einem teilweise zierlich gebauten Ursus spelaeus. Ein besonderes Kennzeichen sind die einfach gebauten Zähne, die aber typisch für die Region der Frankenalb sind. Daher wird für Hunas und die anderen Fundstellen der Nördlichen und Mittleren Frankenalb (Zoolithenhöhle, Gentnerhöhle, Petershöhle und Osterloch) der Gruppenname ‚Typ Frankenalb‘ vorgeschlagen.
Hier liegt möglicherweise eine ökologische Anpassung vor. Die durch die Geologie
bedingte Topographie dieses Raumes (sog. ‚Kuppenalb‘) mit ihren kleinräumig gegliederten,
zahlreichen unterschiedlichen ökologischen Nischen verursachte wahrscheinlich die Selektion eines omnivoren und nicht die eines stark herbivoren Gebisses.
Neben den Funden des Ursus spelaeus konnten einige Reste von Ursus arctos identifiziert werden.
Hilpert, B. (2006): Die Ursiden aus Hunas – Revision und Neubearbeitung der Bärenfunde aus der Steinberg-Höhlenruine bei Hunas (Gde. Pommelsbrunn, Mittelfranken, Bayern). Internet-Publikation: URN: urn:nbn:de:bvb:29-opus-4123 URL: www.opus.ub.uni-erlangen.de/opus/volltexte/2006/412/
Fische, Amphibien, Reptilien
Kooperation mit Dr. Gottfried Böhme, Museum für Naturkunde – Leibniz-Institut für Evolutions- und Biodiversitätsforschung an der Humboldt-Universität zu Berlin
Anhand der Skelettreste von Amphibien und Reptilien aus den neueren Grabungen in der pleistozänen Schichtenf
olge von Hunas ermöglicht die ökologische Interpretation der Befunde eine weitaus präzisere Aussage zum Klimaablauf während der Sedimentation, als dies bisher mit dem Fundgut aus den Grabungen von Heller erkennbar war. Die Grundtendenz der Klimaentwicklung (Schwankungen von gemäßigtem bis kühlen Klima), wie sie Groiss 1983 aufgezeigt hat, wird bestätigt. Es handelt sich jedoch nach den nun hier vorgelegten Untersuchungsergebnissen nicht um eine spätglaziale, sondern eindeutig um eine früh- bis hochglaziale Folge. Interglaziale Klimabedingungen sind noch an der Basis der erschlossenen Schichtenfolge unmittelbar über der Sinterkruste belegbar.
Aufgrund des detaillierten Vorgehens bei der Probengewinnung und der Profilmächtigkeit war es erstmals möglich, anhand der überlieferten Skelettreste die Entwicklung der Herpetofauna sowie der Fischfauna von nahe liegenden Fließgewässern über einen längeren Zeitraum eines Frühglazials zu verfolgen. Dabei ergaben sich im Vergleich zu den bisherigen Kenntnissen über die Bedürfnisse und der Verbreitung der rezenten Formen z.T. überraschende Ergebnisse. Dies bezieht sich insbesondere auf die Dauer des Vorkommens von Anguis fragilis und Coronella austriaca im Frühglazial. Die Herpetofauna ist im Frühglazial einer klimabedingten Verarmung unterworfen, die am Beispiel der Schichtenfolge von Hunas schrittweise verfolgt werden kann. Damit ergeben sich auch für andere Fundkomplexe bessere klimageschichtliche Interpretationsmöglichkeiten anhand von Amphibien- und Reptilienresten. Für die Entwicklung der Herpetofaunen im zentral-europäischen Mittelgebirgsraum zeichnet sich jetzt für die Zeit der früh- bis hochglazialen Klimaänderungen ein differenzierteres Bild ab, das wie folgt charakterisiert werden kann: Die Folge beginnt mit einer interglazialen Phase, welche hier durch Elaphe longissima charakterisiert wird. Ihr folgen frühglaziale Faunen der Phase 1 mit Triturus vulgaris, Bufo bufo, Rana arvalis, Rana temporaria, Anguis fragilis, Lacerta vivipara, Coronella austriaca und Vipera berus und frühglaziale Faunen der Phase 2 mit Rana temporaria, Anguis fragilis, Lacerta vivipara und Vipera berus. In hochglazialen Faunen kommt von der Herpetofauna ausschließlich Rana temporaria vor.
In der Fischfauna, die in der Schichtenfolge von Hunas nur im relativ geringen Umfang belegt ist, konnte im gleichen Zeitraum keine wesentliche Veränderung festgestellt werden. Es sind Arten, die für die Salmoniden-Region von Fließgewässern charakteristisch sind (Salmo trutta, Thymallus thymallus, Phoxinus phoxinus, Lota lota, Cottus gobio). Damit wird bestätigt, dass die Fischfauna aus diesem Fließgewässerbereich durch klimatische Veränderungen wenig beeinflusst wird.
Böhme, G. (2011): Fisch-, Amphibien- und Reptilienreste aus der Höhlenruine Hunas bei Hartmannshof (Mittelfranken). – Quartär, 58, 7-23.
Pollen
Kooperation mit Dr. Maria Knipping, Universität Hohenheim, Fg. Allgemeine Botanik
E
rgänzend zu früheren botanischen Untersuchungen in Hunas (Heller 1983, Peschke unveröff.), wurden anthrakologische, makrorestanalytische und pollenanalytische Untersuchungen durchgeführt.
Aus der Schicht L-Mitte oberhalb einer Sinterlage konnte eine Ansammlung von Holzkohlen als Taxus bestimmt werden. Es muss sich um ein größeres Holzstück der Eibe gehandelt haben. Taxus weist auf temperate, eher humide Klimabedingungen hin.
5 mineralisierte Fruchtreste aus der Schicht N wurden als Bruchstücke von Lithospermum purpurocoeruleum/officinale bestimmt. Beide in Frage kommende Arten des Steinsamens benötigen warme Sommer und sind typisch für lichte Wälder und Säume.
Drei Sinterproben aus der selben Sinterlage (Schicht P) wie der 2003 datierte Stalagmit (HuSi2) wurden pollenanalytisch untersucht. Die Pollenerhaltung war oft gut, jedoch traten auch mäßig bis stark korrodierte Pollenkörner auf. Kleinere Pollenklumpen von Alnus, Taxus und Cichoriaceae deuten auf einen Eintrag, der nicht nur durch den Wind erfolgte. Auch die unterschiedliche Häufigkeit bestimmter Pollentypen (z.B. Apiaceae) in den Proben weist auf anthropogene/zoogene Einträge, welche die Zusammensetzung der Pollenspektren deutlich beeinflussen können. Der Gehölzpollenanteil beträgt insgesamt 65%, ist in den Einzelproben jedoch sehr unterschiedlich. Im Gehölzspektrum dominiert Alnus vor Taxus und Betula. Thermophile Taxa (Corylus, Quercus, Tilia, Ulmus, Carpinus, Fagus, Hedera) sind mit geringeren Anteilen belegt. Besonderer Aufmerksamkeit muss dem Vorkommen von Pterocarya in zwei Proben zugemessen werden.
Die vorgefundenen Pollenspektren und das lokale Vorkommen von Taxus und Lithospermum lassen auf thermophile Bedingungen während und nach der Sinterbildung schließen. Nach der neuen U/Th-Datierung des Stalagmiten HuSi2 müsste die Sinterbildung im Frühwürm erfolgt sein. Ungewöhnlich gegenüber Pollensequenzen dieses Zeitabschnittes (Grüger 1979, Müller 1997, 2001, Beaulieu & Reille 1992) sind die hohen Anteile von thermophilen Gehölzen, insbesondere das Auftreten von Taxus, Pterocarya und Fagus, sowie die geringen Anteile von Picea und Pinus. Die unterschiedlichen Eintragsmechanismen in Höhlen im Vergleich zu Pollensequenzen aus Mooren und Seen könnten dafür verantwortlich sein. Das Auftreten von Pterocarya kann damit jedoch nicht erklärt werden, diese Gattung ist nach heutigem Wissensstand im Frühwürm und Eem nicht mehr vertreten. Aus rein vegetations-geschichtlicher Sicht scheint eine Korrelation mit einer älteren Warmphase als OIS 5 (Frühwürm und Eem) (z.B. OIS 7 aus Meikirch II, Preusser & Schlüchter 2004) wahrscheinlicher.
Knipping, M., Boeren, I., Stika, H.-P. (2006): Botanische Untersuchungen an Sedimenten der Höhlenruine Hunas. – Hugo Obermaier-Gesellschaft, 48. Tagung in Köln, 40-41.
Herpetofauna
Kooperation mit Prof. Dr. Johannes Müller, Museum für Naturkunde, Leibniz-Institut für Evolutions- und Biodiversitätsforschung an der Humboldt-Universität zu Berlin
Ökologische Veränderungen bei spezifischen Taxa oder Communities im Verlauf der Zeit, z.B. bei Rana temporaria (Grasfrosch).
Laufendes Projekt.
Kleinsäuger
Kooperation mit Chris Baumann, Doktorand, Universität Tübingen, Naturwissenschaftliche Archäologie, Arbeitsbereich Archäozoologie und Dr. Lutz Maul, Senckenberg Forschungsinstitut, Forschungsstation für Quartär-Paläontologie Weimar
Hunas zählt zu den fundreichsten, bezüglich seines Alters aber immer noch kontrovers beurteilten Pleistozän-Lokalitäten im bayerischen Raum. Durch weiteres Fundmaterial konnten neue Argumente für die fortwährende Diskussion über die Stratigraphie und die Paläoökologie gesammelt werden. Diese Funde stammen aus Schichten, die mit hoher Wahrscheinlichkeit mit dem Bereich der Hellerschen Schichten von G2 bis M
zu korrelieren sind. Dabei sprechen die verschiedenen Argumente (morphometrische Daten, ökologische Veränderungen, usw.) für eine Einstufung der Funde in den Zeitraum des Eem(=Riss/Würm)-Interglazials bis ins frühe Weichsel(=Würm)-Glazial. Da die zur Datierung verwendeten SDQ-Werte von Arvicola aber nur aus dem mittleren Bereich des bearbeiteten Profilabschnittes stammen, können die hieraus abgeleiteten zeitlichen Aussagen (Einstufung in das Eem) auch nur für diesen Bereich zutreffen. Die Frage des Alters der untersten Schichten von Hunas ist damit jedoch noch nicht geklärt. Hierfür müssen bei weiteren Untersuchungen auch noch diese tieferen Schichten analysiert werden. Gleiches gilt für den Zeitpunkt der vollständigen Verfüllung: hier müssen noch Analysen in anderen Profilsäulen durchgeführt werden, in denen die jüngeren Abschnitte (über Komplex G2) mit ausreichenden Faunenresten belegt sind. Nach den bisher vorliegenden Fossilresten handelt es sich hierbei eindeutig um Kaltzeitfaunen. Ein weiteres Problem besteht in der nicht eindeutigen Korrelation der verschiedenen Serien und Profilabschnitte der Grabungen ab 1983 mit den Hellerschen Schichten in der Monographie von 1983. Dieser Abgleich ist jedoch wichtig, um die Ergebnisse der verschiedenen Autoren untereinander zu vergleichen – was in der Vergangenheit leider nicht geschehen ist. In der vorliegenden Arbeit wurde dieses erstmals versucht: die Serien der Fundquadrate Q1, S2 und N2 wurden mit den Hellerschen Schichten korreliert und die Faunen miteinander verglichen. Dies gelang allerdings nicht bei allen Planquadraten, da die dokumentierten Profile teilweise zu weit entfernt waren. Abschließend sei noch auf das Problem hingewiesen, dass einige der aussagefähigsten Arten nicht in statistisch ausreichender Anzahl vorliegen. Dies betrifft vor allem die Datierungen anhand des SDQ-Wertes der Gattung Arvicola, die prinzipiell gute Aussagen liefern. Im bearbeiteten Material liegen mit sechs messbaren M1 zu wenige Funde vor, die zudem ausschließlich aus einem Profilbereich stammen. Um solide Angaben zu erhalten, sollten aber aus mindesten drei verschiedenen Profilabschnitten statistisch auswertbare Mengen (n > 20) untersucht werden können.
Baumann, C. (2011): Kleinsäugerfunde aus drei Profilsäulen (N2, Q1, S2) der mittel- bis spätpleistozänen Höhlenruine Hunas (Mittelfranken). Ein Beitrag zur biostratigraphischen und paläoökologischen Auswertung der Fundstelle. – Unpublizierte Bachelorarbeit, 71 S., Friedrich- Schiller- Universität Jena, Philosophische Fakultät, Ur- und Frühgeschichte.
Laufendes Projekt
Publikation in Vorbereitung
Herbivora
Bearbeiter: Dr. Brigitte Hilpert
Die Funde aus den Familien der Cervidae, Bovidae, Suidae, Equidae und Rhinocerotidae bieten die Möglichkeit, Interaktionen zwischen Räubern und Beutetieren zu studieren, sowie taphonomische Vorgänge in der Höhle und mögliche Interaktionen zwischen Neandertaler und Jagdbeute. Auch für klimatische Rekonstruktionen lassen sich diese Arten heranziehen.
Laufendes Projekt
Carnivora (ohne Ursidae)
Bearbeiter: Dr. Dieta Ambros
Die Funde aus den Familien Canidae, Hyaenidae, Felidae und Mustelidae bieten die Möglichkeit, Interaktionen zwischen Räubern und Beutetieren zu untersuchen. Auch steht eine genauere stammesgeschichtlich-zeitliche Einordnung im Fokus. Die bisher beobachteten metrischen Abweichungen lassen sich wohl erklären mit den im Vergleich zu den meisten Vergleichsfundstellen wärmeren Verhältnissen. Dazu ist eine Revision der Hellerschen Namensgebung geplant, da dieser Bearbeiter bei der Benennung ja noch von einer deutlich früheren Zeitstellung ausging.
Laufendes Projekt
Archäologie
Kooperation mit dem Institut für Ur- und Frühgeschichte der FAU Erlangen-Nürnberg, Leitung Prof. Dr. Th. Uthmeier
Artefakte wurden in allen Schichten außer A, B und G1 gefunden. Kleine Geräteserien aus den Schichten G2 und G3 wurden von Freund (in Heller 1983) einem Charentien Typ Proto Quina nahegestellt. Neufunde der Schichten H bis N zeigen ein altertümliches Gepräge
, die kleine Anzahl an Artefakten kann aber keiner Kultur zugewiesen werden.
Eine Neubearbeitung des gesamten archäologischen Fundmaterials ist in Vorbereitung.
Ambros, D., Hilpert, B., Kaulich, B., Reisch, L. & Rosendahl, W. (2005): Steinberg-Höhlenruine bei Hunas (HFA A 236). – in: Ambros, D., Gropp, C., Hilpert, B., Kaulich, B.: Neue Forschungen zum Höhlenbären in Europa, Abh. Naturhist. Gesell. Nürnberg, 45/2005, 325-342, 9 Abb., 1 Tab., Nürnberg.
Freund, G. (1983): Die paläolithischen Kulturreste aus der Höhlenruine von Hunas in der Nördlichen Frankenalb. – In: Heller, F. (Hrsg.): Die Höhlenruine Hunas bei Hartmannshof (Landkreis Nürnberger Land) – Eine paläontologische und urgeschichtliche Fundstelle aus dem Spät-Riß. – Quartär-Bibliothek, 4, 323-349, 1 Tab., 5 Abb., Bonn.
Speleotheme
Kooperation mit Dr. J. Fietzke, GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel und Dipl.-Geol. Matthias Lopez-Correa, GeoZentrum Nordbayern, Lehrstuhl für Paläoumwelt.
In der Fundstelle Hunas trat unter den Höhlensedimenten ein vielgestaltiges Speleothem zu Tage. Hierzu wurden unter anderem U/Th-Datierungen durchgeführt. Weitere Analysen sind in Arbeit.
Laufendes Projekt
Literatur
Alt, K. W., Kaulich, B., Reisch, L., Vogel, H., Rosendahl, W. (2006): The Neanderthalian molar from Hunas, Germany. – HOMO – Journal of Comparative Human Biology 57 (2006), 187-200.